Über Jahre hinweg hatte Hannover eine recht konstante Einwohnerzahl von etwas über 500.000 Menschen. In den letzten Jahren ist nun ein leichtes Wachstum zu verzeichnen.
Um die Grünflächen für die Menschen zu erhalten und gleichzeitig die Artenvielfalt in der Stadt zu erhöhen ist es wichtig, Menschen für die Natur zu begeistern und Verständnis für natürliche Abläufe wie Sukzession zu erreichen.
Die Stadt Hannover ist seit Jahren bestrebt, die biologische Vielfalt zu erhöhen, unter anderem durch einen naturnahen Waldbau, ein Gewässer-Renaturierungsprogramm, die Förderung der ökologischen Landwirtschaft und durch das thematisch breit aufgestellte Programm „Mehr Natur in der Stadt“.
Das Projekt „Städte wagen Wildnis“ war in das hannoversche Gesamtprogram von „Mehr Natur in der Stadt“ eingebunden. Dabei wurde ein neuer, zukunftsorientierter Umgang mit Grünflächen im städtischen Raum erprobt. Die Natur bekam mehr Raum zur Entwicklung, indem die Pflegeeinsätze (wie Mähen, Baumschnitt, etc.) je nach Fläche seltener durchgeführt oder ganz eingestellt wurden.
Gleichzeitig gibt es aber auch Flächen, auf denen es weiterhin wichtig sein wird, pflegerisch einzugreifen. Nämlich dort, wo bereits Arten leben, die schützens- und erhaltenswert sind und unter einer Verbuschung leiden würden. Dabei sind ganz besonders die salzliebenden Pflanzen (Halophyten) an der Fösse zu nennen. Die Fösse führt Salzwasser, was zur Folge hat, dass hier Pflanzen wachsen, die sich sonst nur an der Küste wohlfühlen. Durch diese differenzierte Behandlung der Flächen wird sich ein Mosaik aus verschiedenen Pflege- und Nutzungsintensitäten entwickeln, die das Angebot an Grünflächen vielfältiger und abwechslungsreicher gestalten und gleichzeitig mehr Lebensraum für Flora und Fauna schaffen.
Für das Projekt wurden in Hannover elf verschiedenartige Projektflächen ausgewählt, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt liegen. Dazu zählen siedlungsnahe Grünflächen, Grünzüge und brachliegende (Kleingarten-)Flächen mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten in der angestrebten Wildnisentwicklung. Außerdem wurden zwei Gebiete innerhalb des Stadtwaldes ausgesucht, auf denen eine natürliche Waldentwicklung zum Ziel gesetzt wurde, die für die Öffentlichkeit nachvollziehbar dargestellt werden soll.
Landeshauptstadt Hannover
Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Forsten, Landschaftsräume und Naturschutz
Arndtstraße 1 I 30167 Hannover
www.hannover.de/umwelt-stadtgruen
Carina Koska
Tel.: 0511 168 316 72
Mail: Carina.Koska(at)Hannover-Stadt.de
Die für dieses Thema ausgewählten Räume sind zum Teil langgestreckt, den Stadtrand mit der Stadtmitte verbindende Grünzüge und zum Teil kleinere Grünflächen im oder am Rande von dicht bebauten Stadtvierteln. Gemeinsames Ziel für diese Räume ist es, ein Mosaik unterschiedlicher Nutzungs- und Pflegeintensitäten zu schaffen, das von ungelenkter Sukzession über gezielte Pflegemaßnahmen für bestimmte Pflanzenarten bis zu bewusst begleiteter Entwicklung hin zu Naturerfahrungsräumen reicht, die Stadtkindern individuelles Spiel und Entfaltung im Grünen ermöglichen.
Für die einzelnen Bereiche werden unterschiedliche Schwerpunkte bei den Entwicklungszielen verfolgt.
Schon seit circa zehn Jahren werden die städtischen Waldflächen Hannovers nach den streng ökologisch orientierten Richtlinien des FSC (Forest-Stewardship-Council) und des Naturland-Verbandes bewirtschaftet. Dazu gehört auch die Ausweisung von Naturwaldparzellen als Referenzflächen auf mindestens 10 % der Waldflächen. Der Prozess soll durch kontinuierliches Monitoring auf den Flächen und ein vielfältiges Informations- und Bildungsangebot für die Stadtbevölkerung begleitet werden.
Je nach Zustand und Lage der Gärten soll entweder ungelenkte Sukzession in Richtung Waldentwicklung zugelassen werden oder eine naturnahe Bewirtschaftung mit Erhaltung alter Obstbaumbestände und gegebenenfalls biologischem Gartenbau erfolgen. Alle geplanten Maßnahmen werden durch einen intensiven Dialog mit Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern, Anwohnerinnen und Anwohnern aus den Stadtteilen begleitet.
Es ist geplant, einen Teil des Abrissmaterials auf Teilflächen zu belassen. Durch Umschichtung und Aufschichtung werden ungewohnte, spannende Bilder innerhalb einer Kleingartenkolonie entstehen und es werden wertvolle neue Standorte und Habitate für Flora und Fauna geschaffen. Gleichzeitig werden mit dieser Umstrukturierung einer konventionellen Kleingartenkolonie zukünftige Wege und Leitbilder für einen ökologisch orientierten Gartenbau aufgezeigt. Gegen Ende der Projektlaufzeit wird ein Erlebnisweg mit Informationstafeln entstehen.
Da unsere Projektflächen teils von sehr unterschiedlichem Charaktern sind, wurden sie zur besseren Unterscheidung zu folgenden Flächentypen zusammengefasst:
Innerhalb dieser Projektflächen wird nun die Entwicklung der Flora und Fauna in der neuen Wildnis beobachtet und untersucht.
Ziel ist es, ein neues Bild von Stadtnatur zu entwickeln, das zwar wilder aber deswegen nicht weniger schön ist. Bis auf zwei neue Weideflächen werden alle Flächen auch in Zukunft zugänglich sein oder sogar erst zugänglich gemacht. Die Wildnis darf und soll kennengelernt und erkundet werden.
Die ersten Schritte zur Wildnis wurden bereits im vergangenen Herbst auf einer Wiese am Verlauf der Fösse im Stadtteil Badenstedt getan. Damit dort in naher Zukunft schottische Galloway-Rinder als extensive Landschaftspfleger arbeiten können, wurde ein robuster Weidezaun aus Eichenspalthölzern gesetzt und die vorhandenen Schlehen und Hagebutten auf den Stock gesetzt. Die Rinder werden dort später für wenige Wochen im Jahr grasen und den neuen Aufwuchs der Gehölze und Sträucher durch ihre Fressvorlieben beeinflussen.
Die weitere Entwicklung bleibt spannend!
Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Diese Webseite gibt die Auffassung und Meinung der Zuwendungsempfänger des Bundesprogramms wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.