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Gemein, aber nicht blutrünstig

22. März 2019, Pia Ditscher - Frankfurt

Widderchen zählen zu den Nachtfaltern – und das, obwohl sie fast alle tagaktiv sind. Das Gemeine Widderchen ist in ganz Europa und weiten Teilen Afrikas bis zu einer Höhe von 3500 Metern verbreitet und fühlt sich auch auf vielen unserer Stadtwildnisflächen wohl.  Es gehört zur Familie der roten Widderchen, von denen in Europa fünf Unterfamilien unterschieden werden. Gerne bewohnt es eher offene Landschaften wie Wiesen oder Brachflächen, aber auch am Waldrand kommt es vor.

Die sechs roten Flecken auf der Oberseite der Vorderflügel kommen nicht durch die Blutrünstigkeit der kleinen Falter zu Stande, sondern sollen Schutz vor Fressfeinden bieten: Diese werden durch die auffällige Zeichnung abgeschreckt – und das ist auch gut so, Gemeine Widderchen sind nämlich giftig. Im Hochsommer sieht man Widderchen oft in größeren Gruppen: Sie sitzen gerne auf violetten Blüten wie der Witwenblume und saugen dort Nektar.

Die Raupen der Gemeinen Widderchen sind grün-gelb und haben eine schwarze Fleckenzeichnung auf der Oberseite. Sie schlüpfen im Herbst und werden dann im folgenden Frühjahr wieder aktiv. Im Frühsommer sind sie ausgewachsen und verpuppen sich, bevor man dann ab dem Hochsommer die Falter beobachten kann.

Fast alle Widderchen im mitteleuropäischen Raum sind gefährdet, denn es fehlen immer häufiger die Nährpflanzen für ihre Raupen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die intensive Landwirtschaft sowie die damit verbundenen zu hohen Stickstoffeinträge in Böden und der Verlust von vielen wichtigen Biotopen, wie zum Beispiel blütenreichen Wiesen, die sie zum Leben brauchen - hier ist urbane Wildnis eine gute Möglichkeit, neue Lebensräume zu schaffen.

Gemein, aber nicht blutrünstig


Wildnisbewohnerin des Monats Februar

13. Februar 2019, Pia Ditscher - Frankfurt

Die "zweihörnige Rote"

Sie ist das Insekt des Jahres 2019 in Deutschland, Österreich und der Schweiz – und lebt auch in unserer Stadtwildnis. Anders, als der Titel ahnen lassen könnte, handelt es sich nicht um die weibliche Form des Teufels. Ganz im Gegenteil: Unsere Wildnisbewohnerin des Monats ist Osmia bicornis, die Rostrote Mauerbiene. Sie zählt zu den Wildbienen, von denen es in Europa etwa 700 Arten gibt. Sie fühlt sich in sehr vielen Lebensräumen zu Hause: Waldränder, Lichtungen, Steinbrüche und Streuobstwiesen sind nur einige Beispiele. Häufig ist die Rostrote Mauerbiene auch dort zu finden, wo Menschen leben, denn sie nutzt sehr gerne Hohlräume in Löss- und Lehmwänden oder auch Trockenmauern, um ihre Brutnester zu bauen. Die etwa zehn Milimeter lange Biene erinnert von ihrer Körperform her an eine schlanke Hummel. Ihr Namenszusatz „bicornis“ bedeutet „zweihörnig“ und leitet sich davon ab, dass die Weibchen zwei nach vorne gerichtete Hörner auf dem Kopfschild tragen – sie dienen zum Ernten von Pollen. Die schwarze Gesichtsbehaarung und eine gelbrote Bauchbürste sind weitere Erkennungsmerkmale der Weibchen, während sich die Männchen optisch durch eine weiße Gesichtsbehaarung und lange Fühler auszeichnen. Was ihren Speiseplan betrifft, sind Rostrote Mauerbienen nicht sehr wählerisch: Fast alle Blütenpollen werden von ihr gesammelt und von den weiblichen Bienen zur Füllung der Nisthöhlen verwendet. Dort entwickeln sich die Bienenlarven bis zum Spätsommer zur erwachsenen Biene. Im darauffolgenden Frühjahr nagen sie sich dann aus dem verschlossenen Nest. Da die Männchen zuerst schlüpfen, erwarten sie die später schlüpfenden weiblichen Bienen dann bereits zur Paarung. Für ihren „Balztanz“ verwenden die Männchen chemische Lockstoffe, durch die auch Informationen über ihre regionale Herkunft vermittelt werden. So werden Weibchen angelockt, die gut an die lokalen Verhältnisse angepasst sind. Pro Jahr entwickelt sich eine neue Generation der Rostroten Mauerbiene.

Das „Insekt des Jahres“ wird seit 1999 durch ein Kuratorium aus Insektenkundlern und Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen ausgewählt. In Anbetracht des massiven Insektensterbens verwundert es nicht, dass die Wahl auf eine Wildbiene gefallen ist. Auch, wenn wir die Rostrote Mauerbiene in der Stadtwildnis finden können und sie bisher nicht als gefährdet gilt, gibt es gute Gründe, um sie und ihre Gefährten mehr als besorgt zu sein und sich stets bewusst zu machen: Wir alle brauchen Insekten wie die Rostrote Mauerbiene – ihr und ihren Artgenossen das Überleben zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die uns alle angeht. 

Wildnisbewohnerin des Monats Februar


Rückfragen, Anmerkungen Feedback? Wir freuen uns darüber!

12. Februar 2019, Pia Ditscher - Hannover, Frankfurt, Dessau-Roßlau

Mit unserem Projekt wollen wir einen Beitrag zum Schutz von Natur und Umwelt leisten – und das ist für uns nicht nur eine Floskel, sondern eine Lebenseinstellung. Gleichzeitig ist es uns wichtig, „Städte wagen Wildnis“ möglichst transparent zu gestalten und allen an Stadtwildnis Interessierten die Möglichkeit zum Dialog zu geben. 

Deshalb lassen wir uns „an die eigene Nase fassen“: 

Rückfragen und sachliches Feedback zu unserem Projekt möchten wir zukünftig in regelmäßigen Abständen auf unserem Blog veröffentlichen und beantworten bzw. darauf reagieren. Schreiben Sie uns an: info(at)staedte-wagen-wildnis.de Wir achten selbstverständlich auf Datenschutz – bitte geben Sie uns daher immer an, ob wir Ihren Namen öffentlich nennen dürfen. Wir freuen uns auf Zuschriften und sind gespannt auf Ihre Themen und Anregungen!


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