An die Smartphones, fertig, mitmachen!

08. Oktober 2020, admin - Frankfurt

Wir haben uns entschlossen, die kostenlose App iNaturalist im Projekt Städte wagen Wildnis zu nutzen. Damit kann jeder, der ein Smartphone hat, auf den Wildnis-Flächen Pflanzen, Tiere oder Pilze fotografieren und damit zur Erforschung der Vielfalt in der Stadtwildnis beitragen!

Als ersten Test haben wir bereits im vergangenen Herbst den Nordpark Bonames in Frankfurt als Projektfläche in iNaturalist angelegt und die Ergebnisse auf unserer Homepage verlinkt, nun  sind auch die Flächen in Hannover und Dessau-Roßlau verfügbar. Wer dort Wildnisbewohner fotografiert, kann über die App die Beobachtungen teilen und damit auch dem nächsten Stadtwildnisbesucher zugänglich machen.

Übrigens, man muss nicht alle Arten kennen, die man fotografiert: Die App macht Vorschläge und Experten helfen bei der Bestimmung der hochgeladenen Fotos. So kann man nebenbei auch noch eine ganze Menge über die Vielfalt in der Stadtwildnis lernen.

Es gibt viel zu entdecken, also ran an die Smartphones!

Hier gibt´s weitere Infos zur App: https://www.inaturalist.org/


Lehm- und Holzarbeiten – Wildbienen auf den Wildnisflächen

18. September 2020, admin - Frankfurt

 Dritter Gastbeitrag von den „Zottelbienen“: Julika Exner, Stephanie Lehrian und Johanna Kiefer

Auch sie is eine Bewohnerin des wilden Nordparks in Frankfurt Bonames: Die Hahnenfuß-Scherenbiene ist eine sehr kleine (sie misst lediglich 7 bis 11 mm) der über 560 Wildbienenarten in Deutschland.

Ihr Name nimmt Bezug auf Hahnenfuß-Arten (die wir von blühenden Blumenwiesen zum Beispiel als „Butterblume“ kennen) und weist auf ihre bevorzugten Nektar- und Pollenpflanzen hin. Denn die Hahnenfuß-Scherenbiene ist oligolektisch, das heißt, sie ist – was ihre Nahrungspflanzen betrifft, an denen sie Pollen und Nektar sammelt – auf Hahnenfuß-Arten angewiesen. Und nicht nur das: Die Männchen werden nachts sogar beim Schlafen in Hahnenfußblüten beobachtet.

Wie die im vorangegangenen Blogbeitrag vorgestellte Frühlings-Seidenbiene gründet die Hahnenfuß-Scherenbiene ebenfalls kein Volk, sondern lebt solitär. Ihre Brutröhren legt sie an, indem sie ein 3 bis 5 mm schmales Loch in Totholz bohrt. In dieser Röhre legt sie mehrere Brutkammern hintereinander an, wobei in jede Brutkammer jeweils ein Ei sowie ein Vorrat an Pollen und Nektar hinterlegt wird. Die Zwischenwände der Brutkammern werden aus Lehm und Sand gebaut, der mit Nektar oder Speichel angefeuchtet wird. Die letzte Brutkammer wird nach außen mit kleinen Steinchen verbaut. Von Anfang bis Mitte Mai wird die Hahnenfuß-Scherenbiene häufig an Nisthilfen im Garten beobachtet, wobei hierfür die Voraussetzung ist, dass im Umkreis von etwa 150 Metern Hahnenfuß-Arten wachsen.

Bei der näheren Betrachtung von ausgewählten Wildbienenarten wird deutlich, wie vielfältig sie und ihre Ansprüche sind und wie spannend und faszinierend es sein kann, sich ihre Lebensweise näher anzuschauen. Hier könnten noch viele weitere Geschichten von kleinen, selbst gebauten Harztöpfchen bis hin zu Tapeten aus Mohnblumenblättern erzählt werden. Je mehr Vielfalt auf naturnahen Flächen oder Gärten in der Stadt geboten ist, umso höher ist also die Chance, unterschiedliche Wildbienen zu beobachten. So leistet eine Wildnisfläche wie der Bonameser Nordpark mit seinen unterschiedlichen Arten und Strukturen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und kann gleichzeitig dazu dienen, auch solche kleinen, auf den ersten Blick unscheinbaren Arten wie die Wildbienen zu beobachten und besser kennenzulernen.


Unterirdische Tapezierarbeiten – Wildbienen auf den Wildnisflächen

25. August 2020, admin - Frankfurt

 

Zweiter Gastbeitrag von den „Zottelbienen“: Julika Exner, Stephanie Lehrian, und Johanna Kiefer

In unserem letzten Blogbeitrag haben wir mit der Dunklen Erdhummel eine relativ bekannte Art der über 560 Wildbienen in Deutschland kennen gelernt, der man auch in unseren Gärten und Parks häufiger begegnet. Heute betrachten wir eine unscheinbarere und seltenere Art näher, die neben vielen anderen Wildbienenarten auf der Wildnisfläche am Bonameser Nordpark in Frankfurt nachgewiesen wurde.

Es handelt sich um die sogenannte Frühlings-Seidenbiene, eine von 21 Seidenbienenarten in Mitteleuropa. Wie der Name schon sagt, fliegt sie bereits sehr früh: Schon im März ist sie draußen unterwegs. Als Nahrungspflanze ist sie spezialisiert auf verschiedene Weidenarten, die zu dieser Zeit schon blühen. Im Gegensatz zu den völkerbildenden Hummeln sind die Seidenbienen sogenannte "Solitärbienen". Sie gründen also kein Volk, sondern sind alleine für das Anlegen der Brutzellen sowie der Nahrungsversorgung ihrer Nachkommen zuständig. Hierfür ist die Frühlings-Seidenbiene auf sandige, offene Böden angewiesen, in die sie fast horizontale Löcher für die Eiablage gräbt. Solche offenen Sandbereiche kann man am Frankfurter Nordpark zum Beispiel in der Nähe des "Grünen Klassenzimmers" finden. Das Vorkommen von Weiden sowie diese offenen Sandbereiche sind also eine Voraussetzung dafür, dass sich diese Bienenart hier im Norden Frankfurts wohlfühlt.

Die Ausstattung der Brutzellen, die die Frühlings-Seidenbiene in dieser Röhre anlegt, erklärt den Namen der Seidenbienen: Alle Seidenbienenarten produzieren aus Drüsen am Hinterleib, an der Unterlippe sowie am Oberkiefer Sekrete, mit denen sie die Brutröhre von innen wie mit einer Art Tapete auskleiden. Diese zellophanartige Schicht schützt die Nachkommen etwa vor einem Pilz- oder Bakterienbefall und hat dazu geführt, dass sie in England „Polyester-Biene“ genannt wird. Nach dieser Innenraumgestaltung wird in jede Brutzelle ein Ei gelegt sowie ein Vorrat aus Nektar und Pollen, den die Biene an den Weidenbäumen sammelt. Im nächsten Frühjahr schlüpft dann die nächste Generation aus den Brutröhren im Boden und sorgt so für den Fortbestand der Art.


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