Julia Auer ist in Frankfurt als "WildnisLotsin" für unser Projekt tätig. Auf den Flächen und auf Veranstaltungen klärt sie über Stadtwildnis auf. Privat gestaltet sie einen eigenen Nussgarten so wild wie möglich - nach dem "Hortus-Konzept". In diesem Gastbeitrag erzählt sie uns mehr darüber.
Wildnis entstehen lassen ist gut - wild gestalten aber auch!
Es gibt viele Diskussionen, was denn jetzt wirklich „wild“ ist.
Wenn wir eine Fläche nicht mehr pflegen, was passiert? Zieht dort dann Wildnis ein? Das kommt ganz darauf an, wie man Wildnis definiert, denn wir Menschen haben unsere Umgebung schon seit vielen Jahrhunderten zu unseren Gunsten gestaltet und beeinflusst, sodass unsere Kulturlandschaften sich auch auf die „wilde Entwicklung“ der Natur auswirken.
Flächen, die nicht mehr gepflegt werden, werden aufgrund dieser Entwicklung gerne etwa von der armenischen Brombeere beschlagnahmt, die als invasiver Neophyt andere Pflanzen verdrängt.
Ein Hortus-Garten für die Wildnis
Als ich Ende 2018 ein neues kleineres Pachtgrundstück für unseren Naturgarten dazu bekam, war genau dies der Fall. Ich musste auf dem relativ kleinen Areal seither über 350 Brombeeren ausgraben, denn abschneiden hilft da gar nicht.
Seit über acht Jahren betreiben meine Familie und ich den „Nussgarten“, am Frankfurter Berg.
Letztes Jahr erfuhr ich zum ersten Mal von einem neuen Gartenkonzept, dem Hortus-Gärtnern, nach Markus Gastl. Ich war sofort überzeugt, ja quasi vom „Hortusvirus“ infiziert.
Nach dem Motto „Machen ist wie wollen, nur krasser!“ wurde der Nussgarten sehr bald zum „Hortus Nucis“ umbenannt.
Ein Hortus besteht aus den drei Zonen, Puffer-, Ertrags-, und Hotspotzone, die klare Strukturen im Garten geben. Es wird großer Wert darauf gelegt, naturbelassene, einheimische Gewächse zu pflanzen und durch Einbringen von Naturmodulen der lokalen Wildnis eine Heimat im Garten zu schaffen. Ein Totholzhaufen bietet zum Beispiel Unterschlupf und Brutplätze für viele heimische Tiere.