Weißstorch

Was hat Soziologie mit Wildnis zu tun?

Wie wird Wildnis in der Stadt vom Menschen wahrgenommen? Akzeptieren die Nutzer und Anwohner von Grünflächen, wenn die Flächen durch das Zulassen von Eigendynamik verwildern? Und was sollte unternommen werden, um die Menschen für mehr Wildnis in der Stadt zu begeistern?

Mit derartigen Fragen beschäftigte sich die Wahrnehmungs- und Akzeptanzforschung im Vorhaben „Städte wagen Wildnis“.

Was wurde gemacht?

Die vom Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover durchgeführten Untersuchungen erfolgten als sogenannte Längsschnittstudie über die gesamte Projektlaufzeit, das heißt, es fanden wiederholt Datenerhebungen (2017, 2019 und 2020) auf den Wildnis-Flächen in den drei Projektstädten Hannover, Dessau-Roßlau und Frankfurt am Main statt. Den Schwerpunkt stellten dabei die regelmäßigen Nutzer- und Anwohnerbefragungen in den drei Städten dar. Hierbei waren die Wahrnehmung und die Akzeptanz der Bevölkerung für die Wildnis-Entwicklung von besonderem Interesse. Mit Hilfe von Fragebögen wurden unter anderem Daten darüber erhoben, was die Menschen mit dem Begriff „Wildnis“ verbinden und welche Einstellungen sie zu den Entwicklungsmaßnahmen haben.

Darüber hinaus konnte festgestellt werden, welche Nutzergruppen die einzelnen Flächen charakterisieren. Hierbei konnten beispielweise die Aktivitäten (z. B. Spazieren, Spielen) und die Nutzungsintensitäten auf den Flächen identifiziert werden. Durch die wiederholten Erhebungen über die Zeit war es zudem möglich, die Veränderungen im Nutzungsverhalten und in der Nutzungsintensität festzustellen.

Es wurde auch der Frage nachgegangen, welche natürlichen Entwicklungsprozesse auf den Flächen akzeptiert werden und welche Vorbehalte gegenüber Wildnis in der Stadt bestehen. Die Befragungen der Flächennutzerinnen und -nutzer fanden vor Ort in Form von Interviews statt. Wo Wildnis-Flächen an Wohnbebauung angrenzen, wurden zusätzlich Anwohnerbefragungen durchgeführt. Hierzu wurden Briefkästeneinwürfe mit Links zum Online-Fragebogen verteilt.

Die Wahrnehmungs- und Akzeptanzstudie konnte wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, welche Zielgruppen mit Umweltbildungsangeboten auf den Wildnis-Flächen angesprochen werden sollten. Zudem konnten Rückschlüsse gezogen werden, welche Aspekte rund um das Thema „Wildnis in der Stadt“ besonders im Projekt berücksichtigt werden sollten, um die Nutzbarkeit und Erlebbarkeit für die Stadtbevölkerung zu ermöglichen sowie die Ziele der biologischen Vielfalt zu erreichen.

Was sind die Ergebnisse?

Insgesamt nahmen 1305 Personen an der Befragung zur Akzeptanz und Wahrnehmung urbaner Wildnis teil, davon waren 34 % Anwohnerinnen und Anwohner und 66 % Nutzerinnen und Nutzer der Flächen.

Einblicke in die Nutzung der Wildnisflächen, das Verständnis und Wahrnehmung von urbaner Wildnis und der Akzeptanz urbaner Wildnis seitens der Befragten können in den kurzen Videos gewonnen werden. Die vorgestellten Ergebnisse der Wahrnehmungs- und Akzeptanzforschung sind nicht notwendigerweise als repräsentativ anzusehen, was auch auf die einfache Stichprobenauswahl zurückzuführen ist und stets bei der Interpretation der Daten berücksichtigt werden sollte, dennoch lassen sich klare Trends aus ihnen ablesen.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen deutlich, dass sich die hier Befragten hinsichtlich der persönlichen und gesellschaftlichen Bedeutung und ihrer Zugangsweisen zur Natur unterscheiden und sich damit auch die Akzeptanz und Wahrnehmung von urbaner Wildnis unterscheidet. Die verschiedenen soziodemografischen Merkmale stellten an verschiedenen Stellen wichtige Faktoren dar und waren teilweise statistisch von Bedeutung, ebenso wie der jeweilige städtische Kontext. Diese Unterschiede galt und gilt es immer noch bei der Entwicklung von Kommunikationsmaßnahmen (Öffentlichkeits- und Umweltbildung) zu berücksichtigen. Demnach ist es weiterhin, auch über den Projektabschluss hinaus, unerlässlich Prioritäten zu setzen (auf Basis von verfügbaren Ressourcen), auf welche Gruppen sich mit den Kommunikationsmaßnahmen fokussiert werden möchte.

Das Gesamtvorhaben verfolgte unter anderem das Ziel, die Steigerung der Akzeptanz in der Öffentlichkeit gegenüber „Wildnis“ im urbanen Raum zu erreichen um langfristig beziehungsweise nachhaltig die Sicherung des Projektansatzes und der Maßnahmen in sich zu tragen. Die Ergebnisse beweisen, dass sich die Akzeptanz und Wahrnehmung urbaner Wildnis und des Projektes an sich über den Projektzeitraum gesteigert hat. Die zielgerichtete Öffentlichkeits- und Kommunikationsarbeit können dabei u. a. als treibende Kräfte angenommen werden, die Sensibilität und Akzeptanz dafür geschafft haben, dass städtische Wildnis zugelassen, akzeptiert und gefördert wird. Inwieweit äußere Umstände (allgemeiner Wandel des Umweltbewusstseins) Einfluss auf die Akzeptanzbildung hatte, lässt sich durch diese Erhebung nicht beantworten.


Verständnis & Wahrnehmung von Stadtwildnis

Methodik und Stichprobe

Was verbinden Menschen mit Stadtwildnis - und wie nehmen sie diese wahr?


Wahrnehmungs- und Akzeptanzstudie

Methodik und Stichprobe

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Methodik und die Stichprobe der Erhebungen.


Akzeptanz urbaner Wildnis

Wie wird das Projekt "Städte wagen Wildnis" von der Bevölkerung angenommen und wie hat die die Akzeptanz im Projektverlauf verändert? Die Leibniz Universität Hannover hat sich dieser Frage angenommen.


Nutzung der Projektflächen

Wie werden die Flächen im Projekt "Städte wagen Wildnis" von der Bevölkerung genutzt und wie hat sich die Nutzung im Projektverlauf verändert?

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Diese Webseite gibt die Auffassung und Meinung der Zuwendungsempfänger des Bundesprogramms wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.