Auf Spurensuche in der Stadtwildnis: WildnisLotsen spüren Gartenschläfer auf

Avatar of admin admin - 26. September 2019 - Frankfurt

Es knistert im Brombeer-Gebüsch, eine schattenhafte Bewegung … Zweige biegen sich zur Seite, ein wütendes Schnauben und heraus bricht ein … zerkratzter WildnisLotse. „Scheiß Brombeeren“ flucht Timo, der gerade versucht hat, einen schmalen schwarzen Karton an einem Ast festzukleben. Aber im nächsten Moment wird wieder gelächelt. Alles für den Naturschutz, alles für den Bilch! Denn Timo ist einer von zwölf WiLos, die gerade dabei sind, Gartenschläfer-Nachweistunnel längs des Nidda-Altarms aufzuhängen. Aber was ist ein Gartenschläfer-Nachweistunnel und was ist ein WiLo?


Ersteres eine temporäre Behausung für einen putzigen kleinen Wicht, die „Schlafmaus mit der Zorro-Maske“ aus der Familie der Bilche, leider sehr scheu und mit unklarer Verbreitung. Die/der andere sind engagierte Naturfreundinnen und Naturfreunde (Verbreitung klar: Frankfurt!), die sich mit viel Leidenschaft für den Naturschutz vor Ort einsetzen und Werbung für urbane Wildnis machen.
„Städte wagen Wildnis“ hat mit den WildnisLotsen, kurz: WiLos eine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung geschaffen, sich aktiv für Stadtnatur einzusetzen. So sensibilisieren und werben die WiLos im Bürgerdialog vor Ort, im Gelände auf den Projektflächen für Stadtwildnis und bieten selbst konzipierte, unterhaltsame und dabei lehrreiche Exkursionen für Kinder und Erwachsene an. In den letzten Jahren gab es Fortbildungen zu den Themen Artenvielfalt, Methoden- und Kommunikationstraining. Nun steht ein motiviertes Team von rund 25 Leuten, die aktiv sind. „Der Nordpark ist oft so leer, wir wollen gerne sinnstiftende weitere Einsatzmöglichkeiten“, sagten uns die WiLos letztes Jahr.

Zur gleichen Zeit hatte der BUND die „Spurensuche Gartenschläfer“ gestartet und im Norden Frankfurts gab es noch keinen Nachweis zu verzeichnen. Also eine willkommene und sehr interessante Art, die Streifzüge durch den Nordpark „aufzupeppen“. Spontan war  Susanne Schneider vom BUND bereit, uns das nötige Material zu stellen und uns schnell und unkompliziert einzuweisen!
Der nachtaktive Gartenschläfer ist verwandt und  leicht zu verwechseln mit dem Siebenschläfer. Die Tiere sind scheu, aber neugierig. Deswegen erkunden sie gerne sogenannte Spurtunnel, die an Ästen aufgehängt werden. Innerhalb des Spurtunnels laufen die Tiere durch eine Art Stempelkissen und hinterlassen ihre Abdrücke auf einem Papierstreifen. Mit Bestimmungshilfen kann herausgefunden werden, ob ein Gartenschläfer oder andere Tiere zu Besuch waren.

Im Nordpark hat es keine drei Tage gedauert, da konnte im Rahmen der „Spurensuche Gartenschläfer“ der erste Nachweis erbracht werden. Die kleinen typischen „Tapser“ waren eindeutig: Gartenschläfer!
Entsprechend groß war der Jubel und die weitere Motivation bei den WiLos. Und es wurden noch mehrere Pfotenabdrücke gefunden in den folgenden Wochen. Vermutlich, so der BUND, kann längs der Untersuchungsstrecke im Nordpark von drei Tieren ausgegangen werden.

Der Gartenschläfer verschwindet vielerorts und ist in vielen Regionen bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Weil nun schnell klar werden muss, wo die Art noch vorkommt und was zu ihrem Schutz unternommen werden kann, sind die Wissenschaftler auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Die Tiere kann man zum Beispiel auch bei der jährlichen Nistkastenkontrolle entdecken – leider werden solche Begegnungen nur selten gemeldet. Wer helfen möchte, das zu ändern, findet
mehr Infos zum tollen neuen Mitmachprojekt des BUND hier:
www.gartenschlaefer.de

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