WildnisLotsen stellen sich vor: Interview mit Irvin Winkler

Avatar of admin admin - 11. September 2019 - Frankfurt


Was genau macht man eigentlich als „WildnisLotse“?

Man versucht, Besuchern der Wildnisgebiete (Nordpark und Monte Scherbelino) das Konzept einer sich selbst überlassenen Naturlandschaft (= Wildnis) näher zu bringen und Verständnis oder Begeisterung für die Rückeroberung von Gebieten im städtischen Umfeld durch die Natur (=Sukzession) zu wecken.

Was hat dich dazu animiert, in Frankfurt als WildnisLotse tätig zu werden?

Spaß am Aufenthalt in der freien Natur mit der Hoffnung, den Gedanken des Naturschutzes weiter zu vermitteln.

Was ist eine der schönsten Erfahrungen aus deinem bisherigen WildnisLotsen-Dasein?

Die Begeisterung von Teilen einer Integrationsklasse im Rahmen der Aktion „Kultur trifft Natur“, die Landschaft aus einem naturnäheren Blickwinkel zu betrachten.

Worin liegen die größten Herausforderungen/Schwierigkeiten in der Tätigkeit?

Bei den Feldeinsätzen ist es schwierig, mit Besuchern des Nordparks in Kontakt zu kommen. Bei den Naturfreunden stößt man offene Türen auf, andere Besucher haben spezifische Ziele (Hund ausführen, sportliche Aktivitäten). Die geringe Größe des Gebietes und viel Zivilisationsmüll dämpfen das Gefühl einer "Wildnis".

Ihr stellt das Projekt häufig auf Veranstaltungen vor, sprecht aber auch Menschen direkt auf den Flächen an. Hast du den Eindruck, dass die Menschen je nach Situation anders auf euch reagieren und, wenn ja, in welcher Weise?

Bei den Veranstaltungen außerhalb des Projektgebietes stößt man auf Neugierde auch von Menschen, die ihre Freizeit überwiegend im städtischen Lebensraum verbringen und die Informationen als Anregung für den Besuch des Projektgebietes nutzen. Veranstaltungen im Projektgebiet werden offenbar positiv wahrgenommen, allerdings mit weniger, dafür bereits positiv eingestellten Besuchern.

Welche Frage wird euch mit am häufigsten gestellt?

„Bringt das was?“


Ihr seid Ansprechpartner für alle Menschen, die die Flächen oder Veranstaltungen besuchen. Das heißt, ihr trefft auf ältere und jüngere, mal mehr und mal weniger „wilde“ Personen. Gibt es bestimmte „Typen“ von Menschen, die sich ganz besonders (wenig) für unser Projekt begeistern lassen?

Gruppen junger Leute, die lediglich einen Rückzugsraum im Freien suchen, sind wenig interessiert. Ältere Menschen aus der Umgebung möchten möglichst keine Einschränkung ihrer bisherigen Nutzung des Projektgebietes. Familien aus der bügerlichen Mitte sind in der Regel am aufgeschlossensten. 

In Frankfurt wurde eine der Projektflächen, der Nordpark Bonames, kürzlich nach zwei Jahren Projektlaufzeit offiziell eingeweiht. Dort weisen jetzt Schilder auf das Projekt hin und Spaziergänger werden somit direkt darauf aufmerksam gemacht, dass die Flächen hier „etwas Besonderes“ sind. Glaubst du, eure Arbeit auf den Flächen wird sich dadurch verändern, beziehungsweise konntest du bei deinen letzten Einsätzen vielleicht schon eine Veränderung feststellen?

Die Stelen und Informationstafeln sind noch zu neu, um deutliche Effekte zu zeigen. Der Unterstand in der Projektfläche Nordpark erscheint eher kontraproduktiv, da er Menschen anzieht, die an Naturerlebnissen weniger interessiert sind und ein entsprechendes Verhalten an den Tag legen. Die Infotafeln werden in Zukunft vielleicht mehr Besucher ermuntern, zu den WildnisLotsen Kontakt aufzunehmen.

Möchtest du noch eine besondere Anekdote aus deiner Arbeit mit uns teilen?

Die diesjährige Aktion Kultur trifft Natur zeigte durch den heftigen Regen den Sieg der Natur über noch so gut gemeinte Aktionen. Trotz großem Interesse (vor allem der Schüler aus Maintal) führte die kalte Dusche zu einer Massenflucht und einem vorzeitigen Ende der Veranstaltung. Die durchnässten Betreuer der gewässerten Infostände erinnerten an entsprechend missglückte Campingurlaube.

Was wünschst du dem Projekt für die Zukunft?

Den Fortbestand des Projektes über den Förderungszeitraum hinaus mit einer Ausweitung der Projektflächen. Neben organisierten Führungen und Aktionen im Gelände sollten Informationsveranstaltungen im innerstädtischen Raum mehr Bürger für den Gedanken der „Wildnis in der Stadt“ sensibilisieren und begeistern.

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