Tatort Stadtwildnis: Ein maskierter „Problembär“ verübt Überfälle

Avatar of admin admin - 27. Mai 2019 - Frankfurt

Bei der Erfassung von pflanzlichem und tierischem Leben in Deutschland werden die Tiere und Pflanzen, die erst nach 1492 zu uns gekommen sind, gemeinsam als Neobiota bezeichnet (tierische „Neubewohner“ heißen Neozoen, die pflanzlichen Einwanderer Neophyten). Über einige Neophyten, wie zum Beispiel die Beifuß-Ambrosie und den Riesen-Bärenklau, hört man häufiger in der Presse, da sie gesundheitliche Auswirkungen haben können. Die meisten neueingewanderten Arten allerdings sind für den Menschen völlig harmlos – viele wurden ursprünglich sogar bewusst eingeführt, etwa als Pelztiere oder Zierpflanzen. Wenn Organismen über weite Strecken vom Menschen in ein neues Ökosystem verbracht werden, können sie dort aber auch für Schäden sorgen. Das wird dadurch begünstigt, dass manche Arten vor Ort noch keine Fressfeinde oder Pathogene (Krankheitserreger) haben. So ergeben sich Konkurrenzvorteile und diese Arten können sich stark vermehren und andere verdrängen. Andere Arten wiederum bringen Pathogene mit, die für einheimische Arten, die darauf nicht vorbereitet sind, gefährlich werden können.

Auf den Wildnis-Flächen trifft man vor allem Neophyten, also pflanzliche Neueinwanderer. Darunter tritt die Armenische Brombeere besonders stark in Erscheinung. Sie kann brachliegende Flächen mit dichten Gebüschen überziehen und so die natürliche Entwicklung der Vegetation beeinträchtigen. Ein anderes Beispiel ist das Kurzfrüchtige Weidenröschen, das in der Frankfurter Stadtwildnis vorkommt. Die Art kann sich auf offenen Brachflächen in kurzer Zeit massenhaft vermehren und die Flächen damit als Lebensraum für verschiedene Tierarten (wie zum Beispiel den Flussregenpfeifer) unbrauchbar machen.

Vor allem auf den Wildnis-Flächen mit Gewässern kann man verschiedene Neozoen antreffen, darunter die Nilgans und die Kanadagans. Im Nordpark Bonames lässt sich in den Abendstunden sogar der Mink (Amerikanischer Nerz) hin und wieder blicken. Wie der Waschbär stammt der Mink aus Nordamerika und wurde ehemals in Pelztierfarmen in Europa gezüchtet. Die schlauen Waschbären bekommt man nur selten zu Gesicht, jedoch hinterlassen sie deutliche Spuren. Neben Fußabdrücken und Kot sind vor allem im Frühjahr zahlreiche Überreste der nächtlichen Mahlzeiten zu finden, denn die Kleinbären lassen sich insbesondere in dieser Jahreszeit die ohnehin seltenen Amphibien gerne schmecken.
Damit sind die niedlichen Kleinbären mit der schwarzen Maske auf unseren Flächen leider zu echten „Problem-Bären“ geworden. Wird Stadtwildnis gefördert, sind Neobiota ein Teil der sich entwickelnden Natur. Den Umgang damit gehört zu den spannenden Herausforderungen in einem Projekt wie „Städte wagen Wildnis“!

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Diese Webseite gibt die Auffassung und Meinung der Zuwendungsempfänger des Bundesprogramms wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.