Wildnisbewohnerin des Monats: Die erste Geige im Konzert des Sommers

Avatar of Pia Ditscher Pia Ditscher - 13. August 2018 - Hannover

Von Christoffer Lange-Kabitz & Pia Ditscher

Der Sommer in diesem Jahr ist lang und heiß – und er bringt mit sich, dass man am Abend besonders ausgiebig den „Konzerten“ lauschen kann, die uns die Bewohner der Natur bieten. Im Falle der Großen Goldschrecke (Chrysochraon dispar, Familie der Feldheuschrecken), die in Deutschland weit verbreitet ist und sich auch auf unseren Wildnisflächen sehr wohl fühlt, lässt sich die musikalische Darbietung wortmalerisch folgendermaßen beschreiben: Ihr „Gesang“ gleicht einem anschwellenden „frrrrrrrrt“, ähnlich dem Geräusch einer Rassel.

Zugegeben, diese Beschreibung wird dem Können der Goldschrecke nicht ganz gerecht. Wer eine Hörprobe ihrer echten Fähigkeiten erleben möchte, kann das hier tun: http://www.orthoptera.ch/arten/item/chrysochraon-dispar

„Gesang“ ist eigentlich auch nicht der richtige Ausdruck für die Musik, die uns die Goldschrecke und ihre Verwandten bieten: Die Geräusche werden nicht über Stimmbänder erzeugt, sondern vor allem durch das Reiben der Flügel und Beine. Demnach wären Heuschrecken eigentlich eher mit den Streichern eines Orchesters vergleichbar, als mit den Sängern eines Chores. Die mechanische Art der Lauterzeugung, die Heuschrecken nutzen, wird „Stridulation“ genannt und ist natürlich auch nicht für unsere Unterhaltung gedacht, sondern für das Werben um Weibchen.

Die Große Goldschrecke ernährt sich vegetarisch und frisst zum Beispiel gerne Gräser. Sie bevorzugt ein eher feuchteres Mikroklima und findet sich häufig in langgrasigen Wiesen, Grabenrändern oder Brachen. Um ihre Eier abzulegen, benötigt sie abgestorbene Pflanzenstängel, in denen sich die Nachkommen ungestört entwickeln können. Deshalb profitiert diese Art von einer reduzierten Grünflächenpflege, also dem Konzept, das auf unseren Flächen Anwendung findet. Zwischen Juni und Oktober kann man auf die ausgewachsenen Heuschrecken treffen, nachdem sie zuvor mehrere Larvenstadien durchlaufen haben. Dann erleben sie den Sommer ihres Lebens – denn es ist ihr einziger: Die Lebenserwartung von ausgewachsenen Goldschrecken beträgt wenige Wochen. Aber in dieser Zeit bereichern sie den Sommer und unsere Wildnisflächen mit einem einzigartigen Konzert. 



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